Auf Instagram habe ich erneut aufgerufen unter #challengewiebke und dem Motto „Drama Baby“ Bilder zu posten. Doch bevor wir mit der Kür eurer besten Fotos beginnen, kommt die Pflicht. Ich möchte euch einige Tipps geben, um euren Tierfotos mehr Action, Ausdruck und Dramatik zu verleihen.
Dramatik durch Action
Natürlich ist es naheliegend, mit Fotos von Tieren in Bewegung für mehr Spannung in den Bildern zu sorgen. Aber ein gemütlich galoppierendes Pferd kann zwar sehr ästhetisch aussehen, aber das allein reicht noch nicht aus, um wirklich für Imposanz zu sorgen. Jedenfalls dann, wenn der Anspruch besteht, nicht nur das Tier als solches korrekt abzubilden, sondern auch etwas seines temperamentvollen Charakters zum Vorschein zu bringen. Bei Pferden sind es vor allem die Bocksprünge nach oben, geblähte Nüstern und der direkte Blick in die Kamera, die für richtig Stimmung und vor allem auch Interaktion mit dem Betrachter führen. Solche Showeinlagen lassen sich gewiss nicht erzwingen und meist ist die Luft nach einigen Sprüngen auch erstmal raus. Ich empfehle daher besonders die ersten zwei bis drei Runden in Bewegung am Motiv zu bleiben und auf diese Gelegenheiten vorbereitet zu sein. Dafür würde ich Pferde immer wieder einfangen und gezielt von einer Position wieder starten lassen, damit Buckler und wirbelnde Mähnen nicht verpasst werden, weil das Model am falschen Ende der Koppel tobt. Auch Helfer spielen eine wichtige Rolle, da sie die Aufmerksamkeit des Models immer wieder in eine gewünschte Richtung lenken können. Vor allem aber gilt es, die Tiere erst ganz gezielt zu platzieren, bevor sie zum Toben animiert werden. Sie sollen sich dabei auch nicht gejagt fühlen, sondern eher eingeladen, um auf gut Deutsch einfach mal so richtig die Sau raus zu lassen. Auf was ich allerdings verzichte, ist ein unnötiges Stressen der Tiere. Die Gesichtsausdrücke meiner Models sind daher nie dermaßen angespannt, dass durch verdrehte Augen, rote Nüstern und ein zusammengepresstes Maul der pure Stress zum Ausdruck kommt. Daher versuche ich eher die spielerischen Gesichtsausdrücke zu finden und arbeite stattdessen lieber mit energiegeladenen, aber dennoch entspannten Posen, die durch Form und Linien Dynamik ins Bild bringen. Es gibt Tiere, die sich nicht wie eine Rampensau präsentieren werden. Das gilt es zu akzeptieren.
Dramatik durch Umgebung
Auch die Umgebung und das Licht können zur Dramatik eines Bildes beitragen. Aufziehende Gewitterwolken, Wasserspritzer am Meer oder am See, Nebel und Staub können viel zur Atmosphäre beitragen. Wer die Chance hat im Sommer auf einem sandigen Boden zu fotografieren, kann vom aufwirbelnden Staub profitieren. Ich empfehle dazu im Gegenlicht zu arbeiten, so dass der Sand von hinten richtig zum Leuchten gebracht wird. Für Nebelschwaden ist es günstig, im Herbst früh morgens aufzustehen und zu warten, dass die Sonne das nasse Gras wach küsst und für aufsteigenden Dampf sorgt. Dicke, graue Wolken, die sich an einem windigen Tag schnell am Himmel bewegen, können auch für eine fantastische Kulisse sorgen. Allerdings sollte dafür eine möglichst freie Fläche zur Verfügung stehen, die den Blick auf den Himmel auch zulässt. Für Wasseraction muss es hingegen auch nicht gleich ans Meer gehen. Auf meinem Beispielbild habe ich einfach eine Pfütze auf der Koppel genutzt, die vom nassen Winter auf der Weide übrig geblieben ist. Sollten diese Möglichkeiten alle nicht zur Verfügung stehen, empfinde ich persönlich auch das diffuse, dunkle Licht an bedeckten Tagen oder nach Sonnenuntergang als dramatisch, besonders wenn die Muskeln der Tiere mit Dodge and Burn nachträglich betont werden.
Dramatik durch Interaktion
Gerade Herden- und Rudeltiere sind auf ihre sozialen Gefüge angewiesen. Das Zusammenleben ist für sie von essentieller Bedeutung. Spiel, Freundschaft aber auch Auseinandersetzungen gehören dazu. Tiere, die sich besonders gut verstehen, neigen dazu miteinander zu spielen und im Doppelpack für noch mehr Action zu sorgen. Aus gestalterischer Sicht sind zweier Teams am einfachsten zu fotografieren. Tieren kann man schließlich nicht erzählen, wenn sie sich gegenseitig im Bild verdecken. Probiert es mal aus, zwei befreundete Pferde am Tag des Shootings auch tatsächlich erst zum Shooting zusammen auf die Koppel zulassen. Meistens schenken agile Tiere dann einige tolle Motive! Dramatik kann aber auch durch Wind und Wetter hervorgerufen werden, ohne dass die Tiere selbst in Aktion treten. Narben von ehemaligen Kämpfen der Wildpferde zeichnen markante Köpfe. Ein Mähnenspiel im Wind kann ebenso zur Spannung im Bild beitragen. Wenn ich zwei Tiere miteinander fotografiere, achte ich darauf, dass sie auch als eine Einheit wahrgenommen werden.
Drama Baby #challengewiebke
Die Top 4 der aktuellen #challengewiebke zu „Drama Baby“ sind ausgewählt. Gesucht habe ich nicht „nur“ nach galoppierenden Pferden oder Hunden im Sprint, ich wollte eine gewisse Attitude auf den Bildern sehen. Das neue Motto der Challenge lautet: „Skulpturen“. Ich möchte Fotos sehen, auf denen die Models wie Skulpturen wirken und der Bildaufbau ganz klar ist. Verschlagwortet eure passenden Bilder auf Instagram mit #challengewiebke.
Armani, fotografiert von @sophiezimmermann.fotografie, ist für mich die Definition von „Drama Baby“. Wie ein echter Shootingstar scheint er seinen imposanten Auftritt im Studio mit Windmaschine zu genießen. Es muss nicht immer ein Laufbild sein, um für Spannung im Bild zu sorgen!
Die schönsten Wasserspritzer gibt es auf diesem Bild von @lilianzafiri_photography zu sehen. Der Hund wirkt, als würde er wie ein Meeresbewohner aus dem Wasser auftauchen. Sein entschlossener Blick trägt zur Stimmung genauso bei, wie die Wasserwelle, die er hinter sich her zieht. Super finde ich, dass die Fotoperspektive dicht über der Wasseroberfläche gehalten wurde.
Kein Huf ist mehr am Boden auf dem Foto des Spaniers von @art.of.light. Ich bin selbst großer Fan der iberischen Pferde wegen ihrer Feurigkeit, die hier ganz typisch demonstriert wird. Barockpferde erlebe ich häufig als echte Schauspieler, wenn es darum geht, sich zu präsentieren. Auf diesem Bild passen für mich die Spannung im Körper mit dem klaren Hintergrund und dem harten Licht gut zusammen. Die starken Schatten sorgen für noch mehr Kontrast und machen das Motiv erst richtig plastisch. Nur den Hintergrund hätte ich begradigt.
Auch ein bockiges Pferd kann schnell zur Dramaqueen werden. Das Bild von @steffimertz_photography finde ich dazu äußerst treffend. Die Reiterin scheint wenig aufgeregt zu sein, während ihre tierische Begleitung kurz noch ein Statement los werden möchte. Ich finde es persönlich sehr wichtig, Tieren, mit denen wir als Menschen arbeiten, Raum zu geben ihren Unmut zu äußern. Nur dann kann man seinem Tier auch auf Augenhöhe begegnen und die Dinge aus der Welt schaffen, mit denen der Vierbeiner nicht einverstanden ist.
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