Pferde ohne Helfer fotografieren?
Klingt für alle, die schon das ein oder andere Pferdefotoshooting hinter sich haben, nach einer ziemlich schwierigen Situation. Und zugegeben: Es ist recht knifflig. Pferde sehen nun mal besonders schön aus, wenn sie in die Ferne zur Seite schauen, statt direkt in die Kamera und sie lassen sich auch nicht wie ein Hund vor dem perfekten Hintergrund abstellen und zum Bleiben und Schauen animieren – jedenfalls nicht so leicht 😉.
Aber mit diesem Posting möchte ich dennoch ein paar Anregungen geben, denn UNMÖGLICH ist es sicher nicht! Was du vor allem brauchst ist: Zeit. Du kannst zwar ein paar Momente versuchen zu inszenieren, aber vor allem wirst du mit dem Trott der Herde gehen müssen und auf passende Motive warten.
Ich beschreibe dir, wie ich diese Fotos meiner Pferde alleine ohne weiteren Helfer umgesetzt habe:
🦄 1 – Bewegung & Objekte in der Ferne
Feliz sieht etwas in der Ferne. Alles, was am Horizont passiert, ist für Pferde spannend. Du siehst, wie sich Radfahrer oder andere „Objekte“ der Koppel nähern? Mach dich bereit für ein Portrait und positioniere dich passend zur erwartenden Blickrichtung.
🦄 2 – Handywiehern für gespitzte Ohren
Im oberen Bild reagiert Reina auf mein Handywiehern. Ja, ein billiger Trick, aber hey – solange er funktioniert? Weil ich das Handy nicht von mir wegschmeißen möchte, schaut sie immer direkt zu mir bzw. meinem Handy. Damit das nicht frontal passiert, habe ich mich etwas seitlich hinter ihr platziert, um einen Blick über die Schulter zu bekommen. Alternativ kannst du auch einen kleinen Bluetooth-Lautsprecher mitnehmen und dort hinstellen, wohin dein Pferd später schauen soll. Aber für die Methode musst du schnell sein, um sowohl Lautsprecher als auch dich immer passend zu platzieren. Auch für die unteren Bilder kam das Geräusch des Handys zum Einsatz. Zumindest für den Bruchteil einer Sekunde schauen alle Pferde auf. (Auch die beiden abgeklärten Appis ;))
Übrigens habe ich die Farben dieser Bilder mit meinen Lightroom Presets für Pferdefotografen entwickelt. Hol dir die Presets hier und verleihe deinen eigenen Pferdefotos Ausdruck & Stimmung ganz einfach und mit hilfreicher Anleitung.
🦄 3 – Nach Rahmen suchen
Versuche mit „Rahmen“ zu spielen und integriere andere Pferde gestalterisch in dein Foto als optische Begrenzung. Damit kaschierst du z.B., dass dein Hauptmotiv nicht „optimal“ steht. Rahmen kannst du auch mit Zweigen dicht vor deiner Linse erzeugen. Es gibt es altes Fotografensprichwort: „Vordergrund macht Bild gesund“ ;). Ich persönlich liebe diese gestalterische Spielerei. Je mehr du dich in der Herde bewegst, desto mehr Formen wirst du erkennen. Sei kreativ und suche nach Formen, die entweder im Vor- oder Hintergrund dein Motiv hervorbringen und interessant gestalten. Hier kommt dir eine lange Brennweite und Offenblende auch nochmal doppelt zu Gute: Denn dadurch wirken Objekte im Vor- und Hintergrund weich und unscharf, erzeugen eine Raumwirkung und geben dem Bild Tiefe.
🦄 4 – Perspektivwechsel
Allein die Höhe, aus der du fotografierst, kann einen gestalterischen Unterschied machen. Probiere dich aus und schau, wie sich die Bildwirkung verändert, wenn du knapp über dem Gras fotografierst. Oft erzeugst du so gleichzeitig einen sanften Vordergrund durch das weich wirkende Gras. Außerdem sehen Pferde oft auch viel harmonischer aus, wenn du sie aus der Hocke fotografierst. Wenn du mehr über die Grundlagen der Pferdefotografie wissen möchtest, schau dir hier meine Lehrbücher an. Du findest darin viel mehr Tipps & Tricks für deinen Einstieg in die Pferdefotografie.
🦄 5 – Solo oder als Gruppe?
Beobachte die ganze Herde aber überlege dir, ob ein Pferd optisch solo zu sehen sein soll oder ob die Herde so eng steht, dass sie zusammen als eine Form auf deinem Bild wahrzunehmen ist. Für unser Auge wirken mehrere Motive im Bild erst dann als eine Einheit, wenn sie auch optisch ganz nah beieinander positioniert sind. Oft mögen Tiere es nicht, wenn man sie „zwingt“ so nah zu stehen – zum Beispiel für ein inszeniertes Motiv vor toller Kulisse am Halfter. Aber frei in der Herde wirst du häufig beobachten, wie echte Freunde sich gerne nah sind. Wenn gerade nix passiert: Einfach den dramatischen Himmel einbeziehen 😉.
🦄 6 – Deine Intuition schulen
Wenn gerade nichts passiert: Geh in die Detailarbeit. Passen z.B. Farben komplementär zueinander so wie hier das Fuchsfell von Feliz vor der blauen Wolkendecke? Gibt es spannende Formen? Jeder Versuch schult deinen Blick und deine Intuition. Schau ständig durch den Sucher und bewege dich, um passende Ausschnitte zu finden. Manche Ergebnisse präsentieren sich dir auch erst später in der Nachbearbeitung, wenn du noch einmal in Ruhe über deine Bildergebnisse schaust und z.B. Anschnitte veränderst oder Kontraste & Farben anpasst. Die gesamte Nachbearbeitung kann aus deinen Bildern echte Meisterwerke schaffen. Schau dir gerne meinen Bildbearbeitungskurs für Pferdefotografen an, um Lightroom & Photoshop zu verstehen aber vor allem um zu lernen, warum und was du an deinen Bildern noch optimieren kannst!
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