Schwarzes Fell wirkt auf mich unglaublich elegant. Gerade schwarzen Pferden mit kurzem Sommerfell steht der glänzende Lack im Sonnenlicht extrem gut. Aber auch schwarze Hunde und Katzen wirken edel und pur. Fotografisch bringt das dunkle Fell aber einige Herausforderungen mit sich, denen ich in diesem Artikel auf den Grund gehen möchte. Außerdem schaue ich mir eure besten Fotos aus #challengewiebke auf Instagram zum Thema „Black Beautys“ an.
Lichtschlucker Schwarz
Die größte Schwierigkeit beim Fotografieren schwarzfelliger Tiere ist, dass die Farbe Schwarz ein großer Lichtschlucker ist. Das bedeutet, dass wenig Licht reflektiert wird. Deswegen tragen Fotografen am Studioset idealerweise dunkle Kleidung, um nicht selbst versehentlich das Motiv durch die Reflexion heller Kleidung aufzuhellen. Je nach Gesundheitszustand bzw. Fellbeschaffenheit glänzt das schwarze Fell der Tiere zwar im Sonnenlicht, aber nicht immer ist voller Sonnenschein vorhanden oder auf dem Bild gewünscht. Im Zweifel haben wir es also mit einer eher matten, strukturlosen und dunklen Fläche zu tun. Der Fokus unserer Kameras greift aber am besten, wenn genügend Kontraste vorhanden sind. Ein helles Tier wie z.B. ein Schimmel hat durch seine dunklen Augen schon einen optimalen Kontrastpunkt. Genauso lassen sich Blessen, also Gesichtsabzeichen, gut fokussieren. Bei einfarbigen Tieren helfe ich mir oft damit, auf das Genick zu fokussieren. Das geht natürlich nur, wenn das Tier seitlich an mir vorbeiläuft. So habe ich einen Kontrastpunkt zwischen Hals und Hintergrund, der oftmals heller bzw. dunkler als das Tier selbst ist.
Mit Plan durch das Shooting
Bei einem Kundenfotoshooting mit schwarzfelligen Tieren muss ich garantieren, dass genügend Bildergebnisse entstehen. Deswegen mache ich es mir beim Shooting zunächst so leicht wie möglich und fotografiere erst später unter schwierigeren Bedingungen, nachdem die ersten guten Bilder sicher im Kasten sind. Das bedeutet, dass ich bei dunklen Models immer erst mit dem Licht fotografiere. So habe ich den meisten Glanz im Fell und damit auch relativ gute Kontrastpunkte. Außerdem sehen glänzend schwarze Tiere im Licht einfach fantastisch aus, auch wenn direktes Licht selbst vielleicht etwas reizloser als stimmungsvolles Gegenlicht wirkt.
Mit diffusem Licht wirken Rappen und andere schwarzfellige Tiere eher seidenmatt. Sehr wenig Licht wird reflektiert und auch die Kamera kann u.U. Schwierigkeiten haben, einen Fokuspunkt zu finden. Es empfiehlt sich unter solchen Lichtbedingungen zunächst mit Portraits anzufangen, um ein Gefühl für Autofokus und notwendigem ISO-Wert zu entwickeln. Bei Portraits, egal welche Fellfarbe mein Model trägt, lege ich den Fokus stets auf das Auge des Tieres. Unterstützend kann ein Reflektor zum Einsatz gebracht werden, um zumindest noch etwas mehr Helligkeit auf das Model zu bringen.
Sind die ersten „sicheren“ Motive im Kasten, wechsle ich zu den etwas schwierigeren Licht- bzw. Motivsituationen mit meinem tierischen Model. Bei einem Shooting im Sonnenlicht wird es nach den Bildern im direkten Licht Zeit, für ein paar zauberhafte Gegenlichtfotos. Vor allem bei dunklen Motiven empfehle ich, nach einem „geschlossenen“ Hintergrund Ausschau zu halten, um nicht gegen den nackten Himmel zu fotografieren. Zum Verständnis: drehen wir uns gegen das Licht, so müssen wir die Lichtempfindlichkeit unser Kamera erhöhen. Schließlich ist die zum Fotografen gewandte Seite des Models nun selbst im Schatten, also nicht von der Sonne angeleuchtet. Diese befindet sich schließlich hinter dem Motiv. Bei dunklen Tieren bedeutet das, dass eine viel höhere Lichtempfindlichkeit gewählt werden muss, als bei hellen Tieren. Entsprechend grell ist somit der Himmel im Gegenlicht. Anschaulich wird es an nachfolgendem Beispiel. Der Rappe wird idyllisch vom Gegenlicht umschmeichelt, doch die zum Betrachter bzw. Fotografen gewandte Seite ist komplett im Schatten. Um trotzdem etwas Zeichnung und Struktur im Tier zu haben, musste ich meinen ISO-Wert nach oben schrauben. Fokussiert habe ich hier wieder auf die Oberlinie in Höhe des Genicks. Wäre hier Himmel zu sehen, wäre dieser grell-weiß.
Im diffusen Licht stehen nach einigen Portraitaufnahmen die Actionfotos auf dem Programm. Hier geht es vor allem darum, das schwarzfellige Tier beim Fotografieren bzw. in der Nachbearbeitung vom Hintergrund abzuheben. Auch der Fokus soll mitarbeiten und liegt bei Pferden wieder im Idealfall etwa auf dem Genick oder, je nach Leistung der Kamera, auf dem Auge. Meistens ist der natürliche Hintergrund auf Koppeln und Wiesen hell genug, um Motiv und Hintergrund optisch zu trennen. In den nachfolgenden drei Beispielen habe ich mich jedoch beim ersten und dritten Bild für einen eher dunklen Hintergrund entschieden, um mehr Ton in Ton zu arbeiten und eine „mystische Stimmung“ zu erhalten. Das mittlere Bild zeigt den eher natürlich gehaltenen Hintergrund. Die Nachbearbeitung im diffusen Licht ist also auch mit Rappen sehr flexibel!
Dodge & Burn als mächtige Unterstützung
Es ist selbstredend, dass durch nachträgliches Aufhellen und Abdunkeln in Photoshop kräftige Kontraste geschaffen werden können und natürlich auch im Sonnenlicht schimmernde Glanzrappen von einer nachträglichen Bearbeitung zusätzlich profitieren. Aber gerade schwarzes Fell, welches unter weniger sonnigen Bedingungen eben matter erscheint, kann durch die Bildbearbeitung nochmal enorm akzentuiert und konturiert werden. In dem SW-Portrait weiter oben habe ich nachträglich Konturen im Gesicht aufgehellt und so markante Stellen hervorgehoben. Auch die drei Fotos in Reihe, direkt über diesem Absatz, sind nachträglich von mir in Photoshop konturiert. Man sollte jedoch darauf achten, nicht zu stark zu bearbeiten, da zu helle Pinselstriche als sehr unnatürlich wahrgenommen werden können. Bei Gegenlichtfotos verzichte ich auf D&B, da dies zu künstlich erscheint. Hier setze ich eher auf die Farbearbeitung und betone das warme Licht der untergehenden Sonne.
Falls du noch nichts mit dem Begriff „Dodge & Burn“ anfangen kannst, empfehle ich dir meinen kostenlosen Videokurs zur Bildgestaltung. Darin zeige ich dir einige meiner Vorher-Nachher-Bilder und erkläre, warum ein ausbalancieren von Kontrasten für ein Bild wichtig ist. Um Zugriff auf den Videokurs zu bekommen, trag dich einfach in meinen Newsletter ein.
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Schwarzes Fell in der Farbkorrektur
Gerade Besitzer von Rapp-Pferden kennen das Phänomen, wenn der tiefschwarze Vierbeiner im Sommer plötzlich ausbleicht und braun schimmert. Auch wenn „Schwarz“ als eine „nicht-Farbe“ gilt, so ist sie als Fellfarbe doch äußerst facettenreich. Im Sommer kann es zu bräunlich oder rötlichen Einschlägen kommen. Im Winter kann der Pelz eher bläulich anmuten. Niemals wirkt schwarzes Fell jedoch entsättigt. Daher rate ich dringend davon ab, in der Nachbearbeitung das Fell in SW umzuwandeln, aber den Rest des Bildes farbig zu lassen. Eine partielle SW-Umwandlung lässt das Tier nicht realer oder schwärzer erscheinen, sondern wirkt unnatürlich. Um ein richtig kräftiges Schwarz zu erzeugen, mische ich in meine diffusen Bilder gerne etwas Blau in das schwarze Fell. So erscheint das Tier edler und der Schwarz-Ton kräftiger. Bei Bildern im Sonnenlicht dosiere ich das Blau, wenn überhaupt, nur ganz leicht und konzentriere mich eher auf einen warmen Farbton. Dabei achte ich darauf, nicht selbst zu sehr in den rötlichen bis braunen Bereich zu kommen.
Auf meinem Youtube-Kanal habe ich bereits ein Video zum diesem Thema veröffentlicht. Schau es dir gerne hier an, um die Tipps zu verinnerlichen:
Eure „Black Beautys“ aus #challengewiebke
Auf Instagram rufe ich jeden Monat unter #challengewiebke dazu auf, Bilder zu einem bestimmten Thema unter dem Hashtag zu verlinken. Die schönsten Bilder erhalten von mir einen Shoutout in meiner Insta-Story und die Top 4 werden zusätzlich noch hier in meinem Blog vorgestellt. Für den Monat April lautet das Thema „Im Blütenmeer“. Mitmachen lohnt sich 🙂
Das Foto dieser Britisch-Kurzhaar bringt für mich genau das zur Geltung, was ich in schwarzfelligen Tieren sehe: Ganz viel Eleganz, einen “WOW”-Effekt und auch eine leicht mystische Stimmung. Ich finde das Portrait passend ausgeleuchtet. Die gelben Augen sind groß und rund wie der Mond am Nachthimmel. Super!
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Eine bezaubernde Lichtstimmung umschmeichelt den prächtigen Friesen der im stolzen Trab durch den morgendlichen Nebel schwebt. Die Belichtung ist so gewählt, dass das Pferd nur als Scherenschnitt zu sehen ist. Dafür brennt die helle Umgebung jedoch nicht aus und gibt die Sicht auf die Nebelschwaden frei. Toll eingefangen.
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Das ganz niedliche Portrait vom schwarzen Schweinchen hat mich gleich angesprochen. Nicht nur wegen dem Motiv an sich, sondern auch durch die Klarheit des Fotos. Der helle Hintergrund lässt das kleine Kerlchen super zur Geltung kommen und dieser blickt frech und durch die leichte Verzerrung durch die kurze Brennweite urig in die Kamera. Auch die geringe Schärfentiefe sorgt für eine weiche Ästhetik.
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Ein weiteres Bild im Morgenlicht hüllt das schöne Model in ein idyllisches Setting. Dieses Mal erkennt man noch etwas Zeichnung trotz des Gegenlichtes. Schön ist auch die Rahmung durch die Pflanzen im Vordergrund. Ich hätte vermutlich noch die Ohrmarke und das Maul retuschiert, aber das ist nur mein persönlicher Blick auf das Foto und mindert nicht die Schönheit des Momentes.
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Hallo Wiebke,
Da mein linker Arm gerade im Gips steckt und ich nichts machen kann, habe ich viel Zeit im Netz zu surfen und lese gerne deine Beiträge. Dabei hab erst jetzt entdeckt, dass mein Foto von der Katze hier auf deiner Seite ist. Das freut mich sehr 🙂 Deine Beiträge lese ich gerne und deine Fotos finde ich sehr inspirierend, kann es kaum erwarten die Kamera wieder in die Hand zu nehmen.
LG Ani