My first love was a red Irish setter
I was seven then and she was my best friend.
And the memories we made couldn´t have been better.
She taught me about love, a little about life
and then she taught me how to say goodbye. – Mary Ann Kennedy
Jeden Tag erfreuen wir uns an unseren tierischen Mitbewohnern. Sie durchleben mit uns den Alltag, unsere Höhen und Tiefen. Mal stellen sie unsere Welt (oder die Einrichtung der Wohnung) auf den Kopf, mal helfen sie dabei, unser seelisches Gleichgewicht wieder zu finden. Vor allem sind sie für liebevolle Tierhalter jedoch eines: Ein festes Familienmitglied. Irgendwann stellen wir plötzlich fest, wie schnell die Zeit doch vergangen, wie viele Jahre zusammen verbracht wurden. Graue Haare zieren die Schnauzen, der Blick wird trüber aber nicht weniger zärtlich. Der Sattel hängt verstaubt in der Kammer und die Bewegungen unseres Gefährten sind längst nicht mehr so agil wie früher. Die Zeit des Abschieds naht.
Die Zeit des Abschieds naht
Keinem Tierbesitzer muss ich erzählen, wie schwer es fällt, sein geliebtes Tier für immer loszulassen. Doch nicht minder wichtig ist es, sich klar mit dem Gedanken zu befassen. Die Medizin ermöglicht nicht nur Menschen ein langes Leben. Auch Haustiere werden damit von Krankheit geheilt. Trotzdem ist es eine Frage der Ethik, wie lange man sein altes Tier tatsächlich künstlich am Leben erhält. Ist der Zeitpunkt des Abschieds wirklich schon gekommen? Oder empfindet mein Tier noch echte Lebensqualität und -freude? Wann wird es nur noch aus Egoismus am Leben erhalten? Tiere haben mit dem „Konzept Tod“ längst nicht so ein Problem, wie wir Menschen. Ich habe schon von Pferden gehört, die beschlossen haben zu sterben. Tiere sind der Welt viel natürlicher verbunden, als wir Menschen. Sie gehen den Kreislauf des Lebens ohne sich ständig die Frage zu stellen „Warum ich?“. Als sorgende Tierhalter sollten wir dies akzeptieren und unseren treuen Freund bei seinem letzten Gang begleiten, damit er sich nicht länger im sterbenden Körper quälen muss. Doch nicht nur altersschwache Tiere brauchen unseren klaren Kopf und unseren Mut zur Entscheidung. Schwere Verletzungen und Krankheiten können das Schicksal eines Lebewesens jederzeit besiegeln. Erst vor kurzem musste Araberhengst „Kareem“, Hoffnungsträger und Namensgeber der ägyptischen Tierschutzorganisation Prince Fluffy Kareem, von den Folgen einer schweren Kolik erlöst werden.
My first mare was a deep red sorrel
She had the softest eyes and together we would glide
Through fields and down trails. I was always taken care of.
She taught me about love, a lot about my life
And then she taught me how to say goodbye. – Mary Ann Kennedy
Zwei Shootings aus der letzten Zeit sind mir besonders im Herzen geblieben. Es waren Verabschiedungen von treuen Freunden. Die Tierhalter selbst haben mir einen ganz persönlichen Einblick in ihre Gedankenwelt geschickt:
Mathilda & Bianca
„Der Tag an dem die Erde für mich gefühlte Stunden stillstand
In jeder gemeinsamen Sekunde mit Mathilda ging mein Herz weit auf. Wir gingen eine Verbindung zusammen ein, die mich tief berührte und mir zeigte, dass ich auf dem richtigen Weg in der Pferdefreundschaft und Ausbildung war. Nicht ich gab den Ton an, sondern Mathilda. Das musste ich aber erst lernen und Mathilda war eine sehr gute Lehrmeisterin – ich danke dir mein Pony!
Meine liebe Mathilda,
Ich habe lange gekämpft und Dich nicht aufgegeben. Mit all deinen Baustellen sind wir gut durch die Jahre gekommen und ich konnte sehen wie du physisch und psychisch aufgeblüht bist. Du hast mir beigebracht, dass ihr Tiere eine laute Stimme habt und ich Dir nur zuhören musste. Als ich das einging, tat sich mir deine wundervolle Welt auf und ein Seelenausklang den ich sonst nie gefunden hätte.
Im September 2016 hast Du mir deutlich gezeigt, dass der Zeitpunkt gekommen war. Ich schaute nicht weg! Der Tierarzt und meine Reha-Trainern kamen und wir machten erneut Röntgenbilder, um genau zu wissen, woran wir waren. Mein Bauchgefühl wusste es aber bereits, und deine Augen zeigten es mir ebenso. Das Warten zerriss mich trotzdem. Die Hoffnung auf ein Wunder – nur für uns, ausnahmsweise. Dann kam der Anruf und obwohl ich wusste wie die Antwort war, stand für mich die Erde still. Meine Welt zerbrach.
Ich sollte meine beste Freundin gehen lassen.
Ich beschloss Dich zum Ende der Weidesaison gehen zu lassen. Ich legte den Termin fest, es sollte der 26. Oktober 2016 sein um 9h morgens. Als ich das begriff, wusste ich, was ich alles noch machen wollte und immer aufgeschoben hatte. Ich wollte immer ein Shooting mit Wiebke. Ich hatte nur noch 1 1/2 Monate und laut der Internetseite war Wiebke nicht mehr hier in der Nähe. Ich dachte mir, dass es einen Versuch wert wäre zumindest eine Mail zu schreiben. Dann kam die Antwort. Sie war für die Photokina hier. Perfekt. Wir vereinbarten einen Termin. Zum Glück spielte das Wetter mit und hätte nicht besser sein können. Es entstanden traumhafte Bilder von Dir, meiner Puscheldame. Tausend dank noch mal Wiebke, für die wunderbar festgehaltenen Momente von meiner großen Liebe!
Ich verbrachte mit Dir noch wundervolle Stunden zusammen. Ich fuhr jeden Tag nach der Arbeit zu Dir, war fast das ganze Wochenende bei Dir und ich hatte die schönste gemeinsame Zeit. Wir machten so viele tolle Dinge und Blödsinn, so dass ich viel lachen musste. Ich dachte fast gar nicht mehr daran, dass uns die Zeit weglief. Als die Tage immer schneller an uns vorbeizogen, kam die letzte Woche. Ich konnte es kaum glauben, dass ich Dich bald nicht mehr umarmen und streicheln könnte. Dein Fell war so schön weich, deine Augen so treu und lieb, deine Berührungen waren so voller Liebe.
Du hast mir absolute Demut vor dem Tier beigebracht. Mir rollen die Tränen, es wird schwerer den Text zu formulieren, trotz der Zeit die nun vergangen ist.
Der letzte Tag brach an… Ich stand neben mir. Während der Autofahrt liefen die Tränen über meine Wangen. Der Tag war da. So schnell ging die Zeit um und ich konnte sie nicht zurückdrehen. So sehr ich mir das gewünscht hätte. Du warst auf der Wiese, denn ich wollte, dass du Dich auch verabschieden konntest. Ich kam auf Dich zu, legte Dir den Strick an und zog Dir die Decke aus. Wir gingen zusammen. Auf dem Weg zur Wiese, wo Du gehen durftest, hast du Dich noch von Sue, unserer Trainerin, verabschiedet. Du bist so stark gewesen. Ich schaute Dir in die Augen und flüsterte „Ich hab Dich lieb. Ich bin bei Dir. Es ist alles gut, lass einfach los, ich bin da“. Deine Augen wurden schwer, ich nahm dein Köpfchen und umarmte Dich. „Ich bin bei Dir und hab Dich lieb, es ist alles ok.“ Dann musste ich Dich loslassen. Du bist niedergegangen, dein Herzschlag war weg. Deine Augen waren so trüb und das Fell war auf einmal so stumpf. Deine Seele war aufgegangen und hatte deinen Körper verlassen. Es ging alles so schnell. Ich zog Dir das Halfter aus. Als ich vor der leeren Box stand, um das Halfter hinzuhängen, konnte ich es nicht mehr ablegen.
Ich stand 20 Minuten regungslos, mit dem Halfter in der Hand, vor deiner Box. Ich musste loslassen. Das Loslassen war so schwer und zerriss mein Herz. Ich weiß nur eins: Du warst das beste Pony der Welt für mich und ich habe jeden Moment genossen. Nun schaue ich ehrwürdig auf unser gemeinsame Zeit zurück und bin froh, dass Du in mit großen Hufen in mein Leben getreten bist. Du hast mich von der ersten Sekunde an in deinen Bann gezogen und ich schaue sehr gerne auf viele wunderbare Momente mir Dir zurück.
Ich liebe Dich Mathilda und danke Dir von ganzem Herzen für alles!“ – Bianca
Cleo & Annemarie
„Cleo kam zu mir, als ich sehr einsam war. Ich hatte gerade eine furchtbare Trennung hinter mir und fing sozusagen „neu“ an. Sie brauchte auch ein neues Zuhause und obwohl ich eigentlich nie ein Katzenmensch war, nahm ich sie auf. Ich wusste nicht viel über Katzen, ich hatte sogar immer etwas Angst vor ihnen. Da saßen wir nun: Beide in einer neuen Umgebung und beide mit einem neuen Mitbewohner. Cleo zeigte mir aber schnell, dass ich ihr vertrauen konnte und obwohl sie scheinbar etwas Schlimmes durchgemacht hatte, vertraute auch sie mir schnell. Ich ließ ihr Ruhe, wenn sie diese brauchte und sie leistete mir Gesellschaft, wenn ich sie brauchte. Wenn niemand da war und meine Welt wieder einmal durch irgendwas erschüttert wurde, so konnte ich mich doch auf das gleichmässige Schnurren des wunderbaren Wesens auf meinem Schoß verlassen. Wir brauchten wenige Worte und verstanden uns blind. Cleo und ich hatten unsere eigene kleine Welt geschaffen und so genoss sie die letzten Jahre ihres Lebens bei mir.
Im Alter zeigte mir immer deutlicher, dass es ihr schlecht ging. Ich spürte, dass sie bald gehen musste. Aber konnte ich schon loslassen? Wir hatten doch noch nicht mal sieben gemeinsame Jahre! Selbst entscheiden zu müssen, wann sie gehen darf, war für mich eine Qual. Aber ich sah, dass auch sie sich quälte und ich musste meine egoistischen Gedanken und Gefühle hinten anstellen. Ich musste sie erlösen lassen. Es gab keinen anderen Weg. Beim Tierarzt konnte ich mich noch fünf Minuten alleine von ihr verabschieden und mir fielen die schönen Stunden wieder ein, die wir gemeinsam hatten. Wie sie morgens oft bei mir im Bett gekuschelt hat, mir manchmal tröstend mit der Zunge über die Stirn fuhr oder wie wir abends gemeinsam auf der Couch lagen. Cleo war immer da. Ich streichelte sie und ihr stumpfes Fell, was sonst immer sehr weich und warm war. Sie atmete immer ruhiger und sie entspannte sich. Ich dankte ihr von ganzem Herzen und ließ los. Diese Katze werde ich niemals vergessen- sie wird nie ganz weg sein.
Heute liebe ich Katzen. Ich sehe in jeder Katze ein Stück von Cleo, die mit mir einen wichtigen Teil meines Lebens gegangen ist und meine Seele berührte.“ – Annemarie
Now I´m older and just a little wiser.
I´m thankful for the laughter and the tears I´ve cried.
Now I have been blessed with so many deep companions
They taught me about love and how to live my life
And they´re be waitin for me
When it´s my time to say goodbye. – Mary Ann Kennedy
Es gibt wenig tröstende Worte für einen Trauernden. Der Tod ist unvermeidlich und gehört zu allem Leben dazu. Dennoch bleibt die Gewissheit, dass uns unsere Tiere geprägt und vielleicht sogar zu sanfteren, gefühlvolleren und besseren Menschen gemacht haben. Sie zeigen uns ganz unvoreingenommen ihre Welt, urteilen nicht über unser Verhalten und Lehren uns mit ihrer stillen Weisheit. Unsere Tiere bleiben für immer ein Teil unseres Herzens und begleiten uns ein Leben lang, auch über ihren Tod hinaus.
Ich versuche mich auch aktuell an den Gedanken zu gewöhnen, daß der Tag des Abschieds von meiner geliebten Katze immer näher kommt. Lilith ist seit 17 Jahren an meiner Seite. Sie war ihre ersten Jahre extrem scheu, sehr sensibel und unsicher. Die kleinste Veränderung brachte ihre kleine Welt völlig durcheinander. Dann versteckte sie sich immer im Sofa. Es gab Zeiten, in denen mir nur der Futternapf bestätigte , daß ich eine Katze habe. Und dann kam der Tag, an dem ein lieber Freund verstarb und ich heulend zusammen brach. Da stupste mich auf einmal ein kleines Näschen an. Seitdem sind wir unzertrennlich. Wenn ich mal weg fahren muss weiß sie das schon Tage vorher und weicht nicht von meiner Seite. Sie versteht ganz genau was ich ihr sage und auch ich weiß ihr Verhalten und maunzen richtig zu deuten. In den letzten Tagen unterhalten wir uns schweigend. Sie sieht mir in die Augen und ich höre einen John Coffey sagen „ich bin so müde Boss“.
Ich versuch ihr zu sagen, daß es ok ist wenn sie schlafen will. Das ich so unendlich dankbar für die Jahre mit ihr und ihre Liebe bin. Das auch ich sie liebe und sie niemals vergessen werde. Schlaf ruhig ein meine Kleine, es ist ok. Mama kommt schon klar, du brauchst dir keine Sorgen um mich machen.
Ihr Blick sagt mir, daß sie weiß das ich lüge und dann stupst sie wieder mit ihrem Näschen mein Gesicht und kuschelt sich an mich. Ich hoffe um ihretwillen, daß ich bei unserem nächsten stillen Gespräch überzeugender bin, bzw es schaff mich zusammen zu reißen und sie meine Angst nicht spürt……