Hunde sind seit Jahrtausenden unsere treuen Weggefährten und gehören heute in vielen Haushalten zum festen Familienverband. Kein Wunder, dass sich Haustierbesitzer gerne gegenseitig und voller Stolz Bilder ihrer vierbeinigen Schützlinge zeigen. Hunde sind neben Katzen sehr beliebte Fotomotive in der Tierfotoszene. Damit die Fellnasen perfekt in Szene gesetzt werden, gibt es jedoch einige Grundregeln für die Hundefotografie zu beachten.
1. Die Ausrüstung
Anders als in der Pferdefotografie (hier geht’s zum 1×1 der Pferdefotografie) vertragen Hundekörper durchaus verschiedenste Brennweiten. Zum Einen liegt dies an der uns ähnlichen Gesichtsanatomie: Die Augen liegen frontal im Schädel und nicht an der Seite. Zum Anderen sind Hunde in den meisten Fällen sehr viel kleiner als Ponys oder Pferde. Eine Stauchung des Körpers ist nicht ganz so essentiell wichtig, wie in der Pferdefotografie. Der kreative Einsatz verschiedener Brennweiten sorgt für Abwechslung und gestalterische Freiheit.
Mein Equipment:
Canon 70-200mm f/2.8: Auch in der Hundefotografie die Arbeitslinse Nummer eins. Für eine sachliche, wohl proportionierte Darstellung des Motivs nutze ich auch in der Hundefotografie so viel Brennweite wie möglich. Der Hundekörper wirkt elegant und kompakt, der Hintergrund löst sich durch die lange Brennweite fast schon allein in eine homogene Fläche auf. Sigma 50mm f/1.4: Die Normalbrennweite entspricht unserer eigenen Sehgewohnheit und bringt mich ohne optische Verzerrung (Stauchung oder Streckung) dicht an das Motiv heran. Die offene Blende sorgt für besonders intensive Portraits mit Fokus auf den Augen und einem weichen Bokeh. Canon 16-35mm f/2.8: Weitwinkelobjektive lassen Hundenasen wunderbar skurril wirken. Animiert man die Vierbeiner zu lustigen Gesichtsfratzen, wird der Effekt verstärkt. Das beste Beispiel hierfür liefert Elke Vogelsang in ihren fantastischen Serien. Canon 1Dx: Mittlerweile ist das ehemalige Flaggschiff bereits überholt. Nichtsdestotrotz liefert mir diese Vollformatkamera eine fantastische Auflösung, hohe Serienbildgeschwindigkeit und einen großen ISO-Bereich, um auch mit schnellen Verschlusszeiten im schwachen Licht arbeiten zu können.
Tipp: Hunde bewegen sich im Vergleich zu Pferden sehr viel schneller. Die Laufphasen sind für ungeübte Augen daher noch schwieriger zu erkennen. Ich empfehle daher eine ebenso schnelle Kamera mit vielen Messfeldern zum Anfokussieren. Übrigens: Auch Portraits mache ich meist mit hoher Verschlusszeit, um schnellen und spontanen Bewegungen vorzubeugen.
2. Mit Plan!
Location:
Hundefotoshootings sind von der Vorbereitung um einiges einfacher, als Pferdefotos. Dennoch sollte auch hier mit Sorgfalt geplant und überlegt werden. Der größte Vorteil besteht darin, dass man in den meisten Fällen die Hunde überall hin mitnehmen kann, ohne dass man eine neue Location einzäunen muss, Platz für einen Pferdehänger zu suchen hat oder gar komplizierte Genehmigungsanfragen stellen muss. Denn in den meisten Fällen ist bereits definiert, welcher Strandbereich beispielsweise mit Hunden zu betreten ist. Nutzt diese Möglichkeit aus und sucht in eurer Umgebung nach tollen Locations: Sei es eine interessante Waldlichtung, tolle Architektur in der Stadt oder eine perfekte Wiese inmitten idyllischer Landschaft. Mit Hunden muss man nicht im heimischen Garten bleiben, wie oftmals mit Pferden am Heimatstall. Störende Objekte im Hintergrund können so vermieden werden, die Location kann genau nach Lichtstimmung ausgesucht werden. Und: Der benötigte Radius ist handlich klein. Natürlich muss dennoch mit dem Hundebesitzer geklärt werden, ob sich der Hund ohne Leine bewegen kann oder mit anderen Hunden verträglich ist. Andere Spaziergänger sind schließlich nicht auszuschließen. In den allermeisten Fällen sind die Hunde aber erzogen und durchaus frei zu positionieren. Falls nicht, bleibt der Vierbeiner an der Leine, welche später retuschiert wird oder man einigt sich auf eine hundesichere Location (großer Garten, Hundeplatz) und nimmt eine nicht ganz so große gestalterische Freiheit in Kauf.
Typgerecht arbeiten:
„Typgerecht“ kann auf zweierlei Arten verstanden werden: Zum Einen geht es darum, sich auch in der Hundefotografie über das Model zu informieren. Welcher Rasse bzw. welchem Rassetypen gehört der Hund an? Was sind die Zuchtmerkmale? Geht es darum, eine breite Brust zu betonen oder definiert sich der Hundetyp eher über eine harmonische Oberlinie? Soll der Hund rassetypisch im Stand präsentiert werden oder gibt es besondere Gesichtsmerkmale, die bei einem Porträt herausgearbeitet werden sollen? Schau dir dazu Zuchtbilder an, um einen Eindruck zur Rasse des Hundes zu bekommen. Auch Mischlinge kannst du analysieren und charakteristische Merkmale wie bspw. einen eleganten, langen Hals besonders herausarbeiten.
Zum zweiten geht es auch darum „typgerecht“ auf den Charakter des jeweiligen Hundes einzugehen. Ist es ein lauffreudiger Sprinter oder eher ein gemütlicher Vertreter seiner Rasse? Mag die Fellnase gerne einem Ball hinterherlaufen oder hört er lieber auf Zuruf des Besitzers? Hechelt der Vierbeiner schnell und macht es deshalb Sinn, die Portraits zu Beginn der Session zu fotografieren? Ist es ein junger Hund mit kurzer Konzentrationsspanne oder ein ausgebildeter, arbeitsfreudiger Profi? Je nach Typ solltest du dich auf die wichtigsten Motive begrenzen und an deren Umsetzung konzentriert arbeiten. Natürlich hast du bei Junghunden weniger Spielraum und Konzentrationszeit, als bei eingespielten Althunden. Auch eine schwere Bulldogge wirst du vermutlich nicht so schnell und rasant in Gang bekommen, wie einen lauffreudigen Jäger. Ausnahmen bestätigen die Regel 😉
Licht beachten:
Das schönste Licht des Tages haben wir bekanntlich im Morgen- oder Abendlicht, jeweils etwa eine Stunde ab Sonnenaufgang bzw. bis Sonnenuntergang. Warme Töne und weiche Schatten bestimmen die Szenerie. Gegenlichtbilder mit schimmerndem Haarkranz bieten sich förmlich an. Aber auch diffuses Licht hat eine feine Wirkung. Harte Schatten verschwinden, das Fell wirkt besonders weich. Die meisten meiner Hundebilder sind bei diffusem Licht entstanden. Ich mag die kühlere Anmutung. Analysiere dazu die Lichtstimmung auf anderen Bildern und konzentriere dich auf einen interessanten Einsatz bei deinen Bildern: Frontallicht wirkt sachlich und manchmal langweilig, Streiflicht arbeitet Konturen heraus, Gegenlicht wirkt wunderbar romantisch und diffuses Licht eignet sich für ruhige Farben oder Schwarzweiß-Umsetzungen.
3. And Action!
Hunde sind, was Action- und Bewegungsmomente angeht, durch ihren natürlichen Spieltrieb in den allermeisten Fällen bereits dankbare Models. Einen Ball jagen oder auf Zuruf des Besitzers freudig reagieren macht den Models Spaß und lässt sie somit leicht zur gewünschten Fotoposition steuern. Überlege dir also in Anbetracht der oben genannten Aspekte (Licht, Location, Hintergrund, …) wo du deinen Hund in Action fotografieren möchtest und lasse ihn genau in der Bahn steuern. Kleine Hunde bewegen sich dabei mit einer höheren Beinfrequenz, als vierbeinige Riesen. Lerne die Phasen oder benutze zunächst die Serienbildfunktion deiner Kamera. Ich empfehle außerdem dringend die Fokusmitführung (bei Canon z.B. AI SERVO) zu aktivieren, so dass dein Fokus immer auf Augenhöhe des Hundes bleibt. Toll sehen die Tiere aus, wenn sie sich in der Streckphase mit leichter Aufwärtstendenz bewegen. Plane Actionmotive sorgfältig und sprich mit dem Besitzer, auf was der Hund am besten reagiert und wofür er am liebsten läuft. Je nach Alter und Rasse hast du auch hier eine stark oder weniger stark begrenzte Anzahl an Versuchen frei, bevor der Hund keine Kraft oder keine Lust mehr hat. Aufgrund der Anstrengung empfehle ich Actionmotive immer erst nach den Portraits anzufertigen, damit die Zunge nach dem Spielen nicht am Boden hängt 😉
Ich nutze für Lauffotos fast immer 200mm und eine möglichst offene Blende (je nach Treffsicherheit zwischen f/2.8 und f/5.6). Das sorgt für eine schöne Freistellung und harmonische Inszenierung des Tierkörpers.
4. Ab ins Studio
Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass die Studioarbeit mit Hunden durchaus schwieriger sein kann, als die mit Pferden. Grund dafür ist die ganz andere Verhaltensstruktur der Tiere. Ängstliche Hunde brauchen sehr viel Überzeugungsarbeit, um sich bei den Blitzlichtern zu entspannen. Sie können unter Zwang richtig leidend ausschauen – es bringt also nichts, es mit Ach und Krach zu versuchen. Pferde hingegen sind Fluchttiere. Es würde zu viel Kraft kosten, sich über eine Sache zu lange aufzuregen. Auch ängstliche Pferde, die Vertrauen zu ihrem Besitzer haben, relaxen schnell wenn sie feststellen, dass gar keine Gefahr, sondern Lob und Leckereien im Studio auf sie warten. Hunde hingegen können sich mit der Zeit richtig reinsteigern und dann nützt auch die leckerste Leberwurst nichts mehr. Betonen will ich dabei aber nochmal, dass dies nur meine eigenen Erfahrungen sind. In den allermeisten Fällen klappt das Shooting im Studio jedoch, so dass wir gar nicht so viele Gedanken an das „was ist wenn nicht“ verschwenden müssen.
Die Lichtformer sollten nicht zu groß sein, da sonst nicht gerichtet gearbeitet werden kann. Das Licht Set-Up kann genauso gebaut werden, wie bei anderen Portraitshootings mit Menschen. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Ich selbst liebe es, mit Lichtern Konturen zu modellieren und stecke viel Zeit in eine saubere Lichtsetzung. Es geht also gar nicht darum, 100 tolle Fotos zu machen, sondern zu schauen und zu fühlen, was mein Model am besten anbietet, was es am besten inszeniert. Daran arbeite ich mit viel Liebe zum Detail. Die Blende schließe ich im Studio immer etwas mehr (etwa f/9.0) um mehr Tiefenschärfe zu bekommen. Eine Freistellung habe ich bereits durch dein einfarbigen Hintergrund.
Hunde kann man im Studio prima auf Hocker o.Ä. Podeste setzen, so dass ihr Bewegungsradius nicht zu groß wird und auch die Besitzer wissen, für welche Stelle in etwa das Licht gestellt wurde.
5. Lächeln bitte!
Portraits mit Hunden sind, was die Position des Körpers angeht, einfacher als Pferdeportraits. Die Augen liegen frontal im Schädel und entsprechen unserer Gesichtsmimik. Frontale Portraits sind also durchaus geeignet und erstrebenswert. Zudem muss auch nicht auf einen langen Hals geachtet werden. Sitzen die Models, haben sie von Natur aus eine schöne Aufrichtung im Hals. Auch seitliche Profilbilder steht den unterschiedlichsten Fellnasen gut. Dabei ist es sogar fast egal, welchem Typ der Hund angehört. Achtung nur bei längerem Fell, dass dieses im Bereich der Augen diese nicht verdeckt!
Die Aufmerksamkeit kann man mit einem Leckerlie oder einem Spielzeug steuern, sofern der Hund zumindest die Grundkommandos „Sitz“ und „Bleib“ beherrscht. Schön ist es, wenn man auch für eine Überraschung sorgen kann oder den Hund zum Denken animiert, weil sich dann meistens auch kurzzeitig das Maul schließt.
Experimentiert doch mal mit euren Brennweiten oder ändert die Perspektive. Gerade bei lustigen Hundenasen ist ein Spiel mit dem Weitwinkel amüsant. Kombiniert mit einer leichten Draufsicht (Vogelperspektive) entstehen ganz urige Fotos!
Bitte beachtet auch hier das Grundmotto aller Arbeiten mit Tieren: Ruhe, Liebe und Geduld bringen am Ende die besten Ergebnisse 🙂
6. Retusche
Glücklicherweise entfällt bei der Hundefotografie das Retuschieren von Koppelstangen und Litzen. Dennoch kann man Flecken im Gesicht, gerade um die Augen herum, in der Nachbearbeitung entfernen. Auch andere störende Objekte gehören weggestempelt, wenn man ein sauberes Bild präsentieren möchte. Kontraste, gezielte Akzentuierungen mit Dodge and Burn sowie der Farblook geben dem Bild einen Feinschliff und unterstreichen die Handschrift des Fotografen. Mehr Input dazu gibt’s in meinen Büchern oder bei meinen Workshops!
Super post, vielen Dank für die ganzen Details. Besonders die Idee mit dem Ultra Weitwinkel ist klasse, muss ich unbedingt beim nächsten shooting ausprobieren.